Die Fußballkreise Nordhausen und Kyffhäuser sind zum Großkreis Nordthüringen fusioniert. Jürgen Schweser aus Esperstedt wurde zum Vorsitzenden gewählt.
Nun ist es vollbracht. Die Fußballkreise Nordhausen und Kyffhäuser haben sich „getraut“ und am Samstag im Burghof des Kyffhäusers als neuen Großkreis Nordthüringen einen Vorstand gegeben.
Dieser Zusammenschluss betrifft 39 Vereine oder Abteilungen mit insgesamt 3828 Mitgliedern aus dem Landkreis Nordhausen sowie 54 Vereinen oder Abteilungen und sechs Breitensportvereine mit 4239 Mitgliedern aus dem Kyffhäuserkreis.
Dieser Kreisfußballausschuss Nordthüringen ist Vorreiter einer durch Thüringen schwappenden Welle. „Wir sind der erste Großkreis, der sich gegründet hat. Alle anderen kommen nach uns und können von uns nur lernen“, so der bei einer Enthaltung zum ersten KFA-Vorsitzenden gewählte Jürgen Schweser (49/SV Esperstedt) in seinem Schlusswort nach einem eher unspektakulär verlaufenen Abstimmungsmarathon.
Über 24 Wahllisten Einzelkandidaten und Gruppen von vorgeschlagenen Ausschuss-Mitgliedern galt es abzustimmen. Die Delegierten, 217 von 272 Wahlberechtigten (Wahlbeteiligung rund 80 Prozent) waren anwesend, stimmten offen ab. Sie trugen oft einstimmig, immer jedoch in großer Mehrheit, die von den ehemaligen KFA Nordhausen und Kyffhäuser in Zusammenarbeit unterbreiteten Vorschläge mit.
Mit lediglich drei Nein-Stimmen und vier Enthaltungen war Stefan Linse schon Gegenwind-Krösus. Der Mann von Landesklassist Blau-Weiß Westerengel wurde zum Vorsitzenden des Sportgerichtes gewählt und hat bereits Erfahrungen als Beisitzer und als Schiedsrichter. Klar, dass er dem einen oder anderen auf die Füße getreten ist. Es wäre auch schlimm, wenn nicht.
Als geradezu „sensationell“ schätzte Heinz-Joachim Jungnickel, der Hauptgeschäftsführer des Thüringer Fußballverbandes ist und von diesem zum Paten dieser Nordfusion bestellt, Verlauf und Ergebnis der Großkreispremiere im Freistaat ein. Kyffhäuser-Vize-Landrat Georg Schäfer (SPD) wollte gar Lehr- und Lernpotenzial für die Politik ausgemacht haben. So weit wollten die Kreissportbundpräsidenten Siegfried Janiszewski (Nordhausen) und Dr. Andreas Räuber (Kyffhäuser) nicht gehen. Janiszewski unterstrich die Vorbildfunktion des nun größten Sportfachverbandes für die Region. Dr. Räuber drückte die Hoffnung aus, dass in Zukunft die Politik die von den Fußballern vorweggenommene Regionalstruktur nicht konterkarieren und die Sportler in den Zugzwang einer territorialen Neuorientierung bringen werden.
„Das mit der Gebietsreform dauert nach gegenwärtigem Erkenntnisstand aber sicherlich noch mehrere Jahre“, beruhigte wiederum Georg Schäfer.
Jürgen Schweser, dem künftig in Henner Hirschelmann (SG Leimbach) und Hans Graf (Eintracht Bretleben) zwei Stellvertreter zur Seite stehen, würde sich ungern der erneuten großen Belastung einer „Fußball-Eheanbahnung“ aussetzen. Selbst wenn diesmal alles glatt gelaufen ist. Das hat ihn zwar für den ersten Moment sehr erleichtert, ihn aber schon im nächsten daran denken lassen, dass dieser formale Akt am Nordthüringer-KFA-Anfang doch der letztlich am einfachsten zu gehende Weg war. Es wartet eine Menge Arbeit auf den neu gewählten KFA und die Ausschüsse. Zwar läuft bis Saisonende erst einmal alles weiter wie gehabt, aber bis zum Start der Spielzeit 12/13 müssen Regelwerke und mehr der Alt-Kreise angepasst werden.
Einzig die Sportrichter setzen sich der Gefahr der Persönlichkeitsspaltung aus. Je nach Fall müssen sie nach Nordhäuser oder Kyffhäuser-Recht verfahren. Vielleicht deshalb wünschte ihnen Dr. Andreas Räuber sofort nach der Wahl wenig zu tun.
Schwesers Ausblick war phrasenschwein-bewährt banal: „Es ist auch im Fußballgroßkreis so: Der Ball ist rund. Das Runde muss ins Eckige. Und das nächste Spiel ist immer das schwerste!“ (Armin Burghardt)
Quelle: Thüringer Allgemeine vom 16.01.2012